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CORONA

 von Nina Marewski

EIN RISS DURCH DIE GESELLSCHAFT

Ein tiefer Riss spaltet seit Monaten die Menschen auf der ganzen Welt. 

Er zieht sich durch alle politischen Lager, durch jede Gesellschaftsschicht, 

bis in den Freundeskreis hinein und lässt sogar tiefe Gräben 

innerhalb von Familien entstehen.

Da wird plötzlich der Akademiker zum Jünger kruder Verschwörungstheorien, Bill Gates wolle mit einer von langer Hand geplanten Impfaktion die Menschheit dezimieren, bis hin zu Geheimbunden, die unsere Regierungen kapern, um uns zu willenlosen Sklaven im rechtsfreien Raum zu degradieren. Und während man noch ratlos dasteht und das Gegenüber einem einzureden versucht, dass das alles wohl recherchierten Fakten entspräche und man selbst ja den Lügen der "Mainstream-Medien" aufgesessen sei, begegnet einem an der nächsten Ecke, der bis dato noch beste Freund und behauptet lapidar, dass es sich ja nur um einen Schnupfen, bestenfalls Grippe handle und hier völlig überreagiert wurde. 


Kopfschüttelnd wendet man sich ab und nickt der Nachbarin zu, die wiederum übertrieben vorsichtig mit Ihrer Mund-Nasenmaske, dem Desinfektionsspray im Fahrradkörbchen vorbei radelt und kurz mit den Latexhandschuhen winkt, bevor sie im Stadtpark verschwindet.


"... und überhaupt", hallt der Freund in den Ohren wider und holt einen zurück ins Hier und Jetzt, "sterben daran ja nur Alte und Vorerkrankte, also die ohnehin Totgesagten. Völlig übertrieben so einen Lockdown zu verhängen und Existenzen aufs Spiel zu setzen – für einen Schnupfen."  


Während man gedanklich Antworten formuliert und kaum über ein, "Ja, aber" hinaus kommt, weil man nicht weiß, wo man beginnen soll – vielleicht bei den Menschen, die trotz Diabetes oder anderen Volkskrankheiten, glückliche Jahrzehnte vor sich hätten oder bei den Alten, die vielleicht mit 93 Jahren friedlich einschlafen würden, anstatt mit 82 einsam und qualvoll zu ersticken, oder bei denen, die es ganz ohne Vorerkrankungen und Risiko, eben doch schwer erwischt hat, vielleicht weil sie zufällig Blutgruppe A positiv haben  – und während man sich noch fassungslos, Gedanken sortierend an den Kopf greift, hat man schon wieder einen ganzen Büschel Haare in der Hand, die einem ausfallen, seit man an Covid19 erkrankt war. 


Ein wenig verzweifelt hält man das Büschel vor sich und erklärt seinem Gegenüber, das dies nur eine der vielen Nachwirkungen sei und erntet bestenfalls mitleidige Blicke, häufig auch ein Augenverdrehen, bis hin zu: "Du kannst jetzt nicht alles auf Corona schieben, vielleicht bist du auch einfach in den Wechseljahren." 


Ja vielleicht, sagt man resigniert, obwohl man genau weiß, was die Ursache ist, es aber keinen Sinn ergibt und einen einfach nur ermüdet, weiter zu sprechen. Ja, die Müdigkeit ist auch eine der Folgen, unter der man seither stark leidet, ebenso das Herzrasen, die plötzlich einsetzende Erschöpfung, das Druckgefühl auf der Brust, die Rückenschmerzen, der Tinnitus  und die temporäre Atemlosigkeit, die rissige, entzündliche Haut, plötzlich auftretende juckende Pusteln, die spröden Haare, der Durchfall und der Nachtschweiß und das alles obwohl die Statistiken einen seit Monaten als genesen führen. 



Das mangelnde Zuhören und Interesse scheint symptomatisch für unsere Zeit. Jeder hat eine vorgefasste Meinung, die in seine Lebenssituation, zu den ganz persönlichen Interessen passt und sucht diese zu bestätigen. Die Virusleugner selektieren ihre Nachrichten entsprechend, ebenso die Panikverbreiter und jeder liest und hört ausschließlich die Nachrichten und Meldungen, die die eigene Meinung untermauern. Gegenteiliges wird bekämpft oder bestenfalls ignoriert. Wo ist die Ausgewogenheit, die der Wahrheit sehr nahe käme und sich irgendwo zwischen den Extremen befindet? Wie viel reicher und weiser würden wir, würden wir einander zuhören? Warum nur diese Ungeduld bis hin zu Verunglimpfungen von Wissenschaftlern, weil diese nicht gleich auf alle Fragen die richtigen Antworten parat haben? 


Unbestritten ist, dass wir in einer globalen Krise stecken, in der viele tausend Menschen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen und diese vielleicht auch verlieren, gleichzeitig kämpfen weltweit viele tausend Menschen um ihre Gesundheit, die vielleicht ihr Leben verlieren. Dass weder hinter der einen noch der anderen Gefahr das Interesse des jeweiligen Staates steckt, sollte uns zumindest Allen bewusst sein und uns vereinen - denn kein Staat möchte eine kranke oder wirtschaftlich geschwächte Bevölkerung, da diese als Steuerzahler nicht taugt. Was sich hinterher als die bessere Strategie herausstellen wird kann heute keiner sagen – die Wahrsagekugel der Virologen ist ebenso trüb, wie die der Wirtschaftsexperten. Alles was uns also bleibt, ist umsichtiges Handeln und vor allem das Sammeln von und das Lernen aus Erfahrungen. Das wiederum setzt Interesse und Zuhören voraus. 


Covid19 ist seit rund einem halben Jahr bekannt, seit März verbreitet es sich in Deutschland. Unter den Erkrankten dieser ersten "Generation" sind wir, Angela und ich, sowie unsere Ehemänner, darüber haben wir uns kennen gelernt, durch das Öffentlichmachen der eigenen Erfahrung. Aus dem Bedürfnis heraus, nicht alleine zu sein, in einer Zeit, in der Gesundheitsämter, Notrufdienste und Ärzte auf ganzer Linie überfordert waren und teilweise völlig versagten. So wie wir von offizieller Seite seit langem als genesen aus der Quarantäne entlassen wurden, geht es sicher sehr vielen Menschen. Wir tragen zwar kein ansteckendes Coronavirus mehr in uns, werden aber, auch nach Wochen und Monaten einfach nicht richtig gesund  – ganz im Gegenteil, wir bilden immer neue Symptome aus.


Es gibt gute Tage, die sich anfühlen wie früher und dann haut es einen aus heiterem Himmel einfach wieder um. Hierbei spielt es keine Rolle, dass man einen sogenannten "milden" Verlauf hatte, der sich dadurch definiert, dass man während der aktiven Phase nicht beatmet werden musste. Ob nun wie bei mir, weil ich zum Glück keine Atembeschwerden hatte oder wie bei Angela, bei der sich der ärztliche Notdienst, trotz ihrer starken Atemnot, einfach weigerte zu kommen. 


Die jetzigen Symptome sind so vielfältig, wie oben beschrieben und es fällt schwer einen Zusammenhang herzustellen. Für manche lassen sich keine klinischen Nachweise finden, andere schlagen sich in Laborwerten und Röntgenbildern nieder und dann gibt es auch Beschwerden, die eben gerade auf ein besonders intaktes und aktives Immunsystem zurück zu führen sind, das zwar die Organe vor direkten Schäden während der Ausbruchphase bewahrt hat, aber nun in einem sogenannten Zytokinsturm gegen den eigenen Körper ins Feld zieht. 



Wir Vier gehören keiner Risikogruppe an, hatten keine Vorerkrankungen, kein Übergewicht und nahmen keine Medikamente, wie auch viele andere, die sich in den vergangenen Wochen bei mir meldeten. Uns beschleicht der Verdacht, dass sich das volle Ausmass der Schäden, die Covid19 im Körper anrichten kann, erst in vielen Monaten zeigen wird und dies eben kein "normales" Virus zu sein scheint, von dem man sich wie von einem grippalen Infekt erholt! 



Bei allem Verständnis für das Bedürfnis wieder zur Normalität zurück zu kehren, hoffen wir, dass wir auch von den Ungeduldigen und jenen, die die Vorsichtsmaßnahmen in Deutschland als überzogen empfinden, Gehör finden. Uns jedenfalls, wird beim Anblick voll besetzter Uraubsflieger und volksfestähnlichen Zusammenkünften mulmig zumute.

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